Gute-Nacht-Geschichte

In einer moosigen Höhle tief unter einer uralten Eiche lebte eine winzige Maus mit großen runden Ohren, weichem grauem Fell und leuchtenden Knopfaugen. Ihr Name war Liora, und sie war die neugierigste kleine Maus, die man sich vorstellen konnte.
Während die anderen Mäuse abends ihre Höhlen kehrten und sich zur Ruhe legten, konnte Liora nie still sitzen. Sie kletterte auf Zweige, untersuchte Pilze und lauschte den Liedern der Grashüpfer.
„Warum singen die Grillen nur nachts?“
„Wie schmeckt Mondlicht?“
„Kitzelt Sternenstaub?“
Solche Fragen stellte sie sich jeden Tag – und irgendwann begann sie sogar, sie in ihr kleines Mäusetagebuch zu schreiben, das sie aus ein paar Blättern und Spinnfäden gebastelt hatte.
🌕 Das seltsame Pflopp in der Nacht
Eines Nachts, als der Himmel besonders klar war und der Wind die Blätter wie ein Schlaflied rauschen ließ, hörte Liora ein merkwürdiges Pflopp. Es kam direkt vor ihrer Höhle. Neugierig tapste sie mit ihrem winzigen Mäusepfötchen zur Tür und lugte hinaus.
Dort schwebte ein silberner Ballon, glänzend wie Seide, mit einem goldenen Stern darauf. Er war an einem feinen, funkelnden Faden befestigt, der sich in einem Ast verfangen hatte. Der Ballon glitzerte im Mondlicht, als würde er aus Licht gewebt sein.
Liora blinzelte. „Ein Sternenballon? Für mich?“
Ohne lange zu überlegen, sprang sie hinauf, schnappte sich den Faden – und plötzlich hob sie ab!
„Ooooh!“ quietschte sie vor Freude.
Der Ballon trug sie sanft über den nächtlichen Wald. Sie schwebte an Eulen vorbei, die gerade Gute-Nacht-Geschichten erzählten, an Glühwürmchen, die wie fliegende Sterne wirkten, und an einem Dachs, der auf einer Decke in den Himmel starrte und träumte.
🐭 Über Wälder, Wiesen und Wunder
Liora flog über den Fluss, der im Mondlicht silbern glänzte wie eine fließende Perlenkette. Unter ihr planschten Otterbabys und winkten ihr mit kleinen Pfötchen zu.
„Hallo, kleine Maus! Viel Spaß auf deiner Reise!“ rief einer.
Sie flog über Felder, wo sich Hunderte von Mohnblumen geschlossen hatten und wie schlafende Feen wirkten. Sie schwebte durch Nebelschwaden, die sich wie Zuckerwatte um sie legten, und durch Sternenstaub, der kitzelte, wenn er ihre Schnurrhaare berührte.
Nach einer Weile fragte sich Liora:
„Wohin fliegt mich dieser Ballon eigentlich? Und… warum fühlt er sich so warm und freundlich an?“
Da hörte sie plötzlich ein leises Bellen, ganz fern – nicht wie ein normales Hundebellen, sondern wie das Klingeln kleiner Glöckchen.
🌠 Die Insel über den Wolken
Vor ihr tauchte etwas auf – eine schimmernde Insel, die direkt über den Wolken zu schweben schien. Sie war aus weichem Sternenstaub gebaut, mit kristallenen Brücken und leuchtenden Bäumen, deren Blätter wie winzige Lichter flackerten.
Auf der Insel stand ein flauschiger, runder Hund mit silbernem Fell und einem Halsband aus funkelnden Mini-Sternchen. Er wedelte mit dem Schwanz, als würde er sie erwarten.
„Hallo! Ich bin Momo, der Hüter der Sterneninsel!“
„Ich bin Liora! Ich… bin einfach mitgeflogen.“
„Das war mutig. Sternenballons finden nur die, die große Fragen im Herzen tragen.“
Liora grinste stolz. „Ich hab gaaaanz viele Fragen!“
🌌 Spiele aus Sternenlicht
Momo zeigte Liora alle geheimen Ecken der Insel:
- Einen Schmetterlingsgarten, in dem die Flügel leise Musik machten.
- Einen Teich, der bei jedem Tropfen ein anderes Bild aus dem Weltall zeigte.
- Eine Rutsche aus Sternenlicht, auf der sie kichernd hinunterglitten, mitten durch einen Regenbogen aus Mondstaub.
Sie spielten „Verstecken im Nebel“, tanzten auf leuchtenden Kieselsteinen, aßen Marshmallows aus Milchstraßenflocken und rutschten noch einmal, noch und noch einmal die Sternenrutsche herunter.
„Ich will nie wieder schlafen, Momo! Hier ist es viel schöner als Träume!“
Momo lachte. „Vielleicht bist du in einem Traum, kleine Maus.“
⏳ Wenn die Sterne müde werden
Doch irgendwann, ganz langsam, wurde Liora müde. Ihre Äuglein wurden schwer, und sie gähnte.
„Es ist Zeit, zurückzukehren“, sagte Momo sanft. „Deine Welt wartet.“
„Aber… ich will bei dir bleiben!“
Momo senkte den Kopf. „Wirklich gute Freunde lassen einander gehen – und warten auf das nächste Wiedersehen.“
Liora nickte tapfer, obwohl ihr Herz ein bisschen weh tat.
„Darf ich dich irgendwann wieder besuchen?“
„Du findest den Weg – du trägst jetzt einen Funken Sternenstaub im Herzen.“
Momo gab dem Ballon einen sanften Schubs, und er trug Liora zurück – über die funkelnde Welt, vorbei an den Ottern, den Eulen, den Glühwürmchen.
🌳 Zurück im Mäusebett
Als sie landete, war alles still. Der Ballon verschwand langsam, aber ein kleines Glitzern blieb – und sank in Lioras Brust, direkt neben ihr klopfendes Herz.
Sie kuschelte sich in ihr Moosbett, flüsterte ein „Danke, Momo“, und schlief sofort ein – mit einem Lächeln auf dem Mäusegesichtchen.
In der Ecke lag ihr Tagebuch. Aufgeschlagen. Eine neue Seite hatte sich wie von Zauberhand gefüllt:
„Heute Nacht bin ich zu den Sternen geflogen. Ich habe einen Freund gefunden, eine Insel aus Licht gesehen, und gelernt:
Auch Träume können echte Abenteuer sein. Und echte Freunde – leuchten ewig.“
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