Clara und der schnurrende Schatten

Gute-Nacht-Geschichte

Clara und der schnurrende Schatten - illustration zur geschichte
Zusammenfassung

Vorlesedauer ~ ca. 7 min

Clara, die kleine Prinzessin mit goldenen Haaren, entdeckt mit ihrem schnurrenden Katzendrachen Mumpf ein verborgenes Nebelreich, in dem eine traurige Prinzessin wohnt. Gemeinsam bringen sie Licht und Freude dorthin – mit Mut, Erbsensuppe und einem Hauch Magie.

In einem weit entfernten Königreich, eingebettet zwischen glitzernden Regenbogenfeldern und flüsternden Windwäldern, lebte eine kleine Prinzessin namens Clara. Sie hatte Haare so golden wie Morgensonne und Augen, die funkelten wie Tautropfen auf Rosenblättern. Doch das wirklich Besondere an Clara war nicht ihre Krone oder ihr Schloss – sondern ihr bester Freund: ein pechschwarzer Katzendrache namens Mumpf.

Mumpf war so groß wie ein Pony, hatte ledrige Flügel wie ein Drache, aber ein rundes, samtiges Katzengesicht mit großen schimmernden Augen und flauschigen Ohren. Er konnte fliegen wie der Wind, schnurren wie ein Kätzchen – und furzen wie ein Donnergrollen, wenn er Erbsensuppe gegessen hatte.

Clara und Mumpf waren unzertrennlich. Jeden Morgen, wenn der Hahn auf dem höchsten Turm „Kikeriki!“ krähte, hüpfte Clara aus ihrem Himmelbett, lief barfuß über das kühle Marmorpflaster und sprang auf Mumpfs Rücken. Dann flogen sie los – über Berge, durch Nebelschleier, zu versteckten Wiesen, wo die Blumen flüsterten und Schmetterlinge Lieder summten.

Der geheimnisvolle Nebel

Eines Morgens war der Himmel jedoch nicht so klarblau wie sonst. Eine dicke, graue Nebelsuppe kroch durchs Tal und versteckte selbst den höchsten Turm des Schlosses. Der Wind wirkte müde, die Vögel schwiegen, und sogar die sprechende Eule Frau Wuschel nieste drei Mal hintereinander – was laut alter Schlosslegende bedeutete: „Etwas Seltsames kommt!“

Clara saß bereits auf Mumpfs Rücken. „Los, Mumpf! Heute fliegen wir durch den Nebel! Vielleicht finden wir etwas Geheimnisvolles.“

Mumpf streckte sich, ließ ein kleines Schnurr-Grummeln hören und hob ab. Seine Flügel durchschlugen die dicken Nebelflocken wie warme Schokolade durch Sahne.

Sie flogen lange. Der Nebel wurde immer dichter. Selbst Mumpf schnurrte jetzt leiser. Plötzlich – KLONK! – stießen sie gegen etwas Unsichtbares.

„Aua!“, meckerte Mumpf.

„Was war das?“ flüsterte Clara und kletterte vorsichtig von seinem Rücken.

Vor ihnen stand ein riesiges Tor – aus glänzendem Mondstein gebaut, mit einer Inschrift in einer Sprache, die nur schnurrende Drachen verstehen konnten.

Mumpf trat näher, schnupperte daran und schnurrte ein leises „Mrrrrmh?“ – das war Katzendrachisch für „Bitte aufmachen!“

Langsam öffnete sich das Tor. Dahinter lag ein wundersamer Garten. Alles war in Silberlicht getaucht. Glitzernde Libellen flogen herum, das Gras war weich wie Wolkenzucker, und in der Mitte stand… ein zweiter Katzendrache! Nur – dieser hier war schneeweiß mit blauen Augen wie gefrorenes Wasser.

Die traurige Prinzessin

Neben dem weißen Katzendrachen saß ein kleines Mädchen. Sie trug kein Kleid, sondern eine Robe aus Nebel und hatte traurige Augen. „Ich heiße Lumea“, sagte sie. „Ich bin die Prinzessin der Nebelwelt.“

Clara setzte sich neben sie. „Warum bist du so traurig, Lumea?“

Lumea seufzte. „Weil mich niemand sehen kann. Ich lebe hier seit vielen Jahren, aber der Nebel hält mich verborgen. Nur wer den Weg durch ihn findet, kann mich besuchen.“

Clara sah Mumpf an. Er schnurrte laut und rieb seinen Kopf an Lumeas weißem Drachen.

„Dann machen wir dich sichtbar!“ rief Clara. „Wir holen die Sonne zu dir!“

Die Suche nach dem Sonnenkern

Lumea erklärte, dass tief im Windwald ein goldener Sonnenkern wuchs – ein magischer Kristall, der jeden Ort erhellen konnte. Doch er wurde vom grummeligen Grauzwerg Gurzim bewacht, der nichts lieber tat, als in seinem Baumhaus zu nörgeln.

Clara, Mumpf und der weiße Drache, den Lumea Nebelpfote nannte, machten sich auf den Weg. Sie flogen durch dichten Wald, über gähnende Abgründe und mussten an der kichernden Kokosnussbrücke kitzlige Rätsel lösen.

Schließlich fanden sie Gurzim in seinem Baumhaus, umringt von grauen Tassen voller heißer Grummeltees.

„Der Sonnenkern? Niemals! Viel zu hell! Ich hasse hell!“ meckerte Gurzim.

Clara überlegte. Dann flüsterte sie Mumpf etwas ins Ohr. Mumpf schnurrte zustimmend… und ließ einen kleinen, aber mächtigen Erbsensuppen-Furz los.

Der Tee wackelte. Gurzim fiel fast vom Stuhl. „Was war DAS?!“

Clara lachte. „Das war Mumpf. Und er kann das den ganzen Tag machen, wenn du den Sonnenkern nicht gibst!“

Gurzim starrte entsetzt. „Nehmt ihn! Nehmt ihn und verschwindet!“

Das Licht im Nebel

Mit dem Sonnenkern in der Hand flogen sie zurück zum Garten. Clara setzte den goldenen Kristall mitten ins Gras.

Kaum hatte er den Boden berührt, flutete goldenes Licht die Nebelwelt. Der graue Schleier hob sich, die Blumen öffneten ihre leuchtenden Blüten, und Lumea strahlte wie ein Stern.

„Jetzt können alle mich sehen! Ich bin nicht mehr allein!“ rief sie glücklich und fiel Clara um den Hals.

Von diesem Tag an war Lumea nicht mehr nur die Prinzessin der Nebel – sie war die leuchtende Schwester des Lichts. Clara besuchte sie jeden Tag mit Mumpf. Und wenn sie mal nicht konnte, schickte sie ihr kleine Briefe per Libellenpost.

Mumpf? Der schnurrte seither doppelt so laut – und bekam nie wieder Erbsensuppe.


Die Moral der Geschichte ist: Freundschaft kennt keine Grenzen – weder durch Nebel noch durch Unterschiede in Form, Farbe oder Herkunft.

Kindgerecht erklärt: Egal ob jemand weit weg lebt, traurig ist oder anders aussieht – wenn wir freundlich sind und helfen, können wir die Welt ein kleines bisschen heller machen. So wie Clara mit Mumpf die Nebelwelt erleuchtet hat, können auch wir mit einem Lächeln oder einer Umarmung anderen Mut schenken.



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Über den Autor

Keen Perator

Ich wurde 1983 geboren und entdeckte schon früh meine Leidenschaft für das Erstellen von Kinderbüchern. Obwohl ich ursprünglich aus einem ganz anderen Bereich kam, fühlte ich mich zur magischen Welt der Kinderliteratur hingezogen. Nach Abschluss meiner Ausbildung beschloss ich, meiner Leidenschaft zu folgen.